Dienstag, Januar 06, 2015

Und tschüss.

Wenn man über fünfzig ist und seit über zehn Jahren eine WG betreibt, meint man ja irgendwann, man habe die Bandbreite dessen, was Mitbewohner oder WG-Bewerber so zu bieten haben, langsam ausgeschöpft und es könne einen nichts mehr aus der Fassung bringen. Meint man. Bis man eines Besseren belehrt wird.

Gestern konnte es sich Mitbewohnerin N allen Ernstes nicht verkneifen, im WG-Wohnzimmer zu einem netten kleinen Vortrag anzusetzen, in dem sie das thematisierte, was ihrer Meinung nach Verhalten und Eigenschaften von "Zigeunern" ausmacht, gipfelnd in dem Statement, diese "gehörten vergast". Hier. In dem Haus in dem ich wohne. Im Wohnzimmer. Vor mir und einem weiteren Mitbewohner.

Nun erzählt die Frau zwar eh' viel, wenn der Tag lang ist und das, was da so abgesondert wird, ist selten intellektuell beglückend, dafür oft laut und vulgär. Und vor anderthalb Jahren hat sie deswegen auch schon mal die Kündigung bekommen. Die habe ich dann zurückgezogen, weil ich den Eindruck hatte, dass ein paar Denkprozesse in Gang gekommen seien. Dass das ein Fehler war, ist mir zwar schon eine Weile klar, aber bis gestern dachte ich die ganze Zeit, dass man bei einem neuen Mitbewohner ja auch nicht weiß, was kommt. Und in mancher Beziehung hat die Frau ja auch ihre guten Seiten.

Aber ganz ehrlich: Wie merkbefreit muss man denn sein, wenn man mich seit über zwei Jahren kennt, und sich dann hinstellt und im Wohnzimmer "meiner" WG einen vom "Zigeuner-Vergasen" erzählt und nicht vorher weiß, was dann passieren muss?

Wie auch immer: Nun fliegt sie. Definitiv.