Dienstag, November 21, 2006

Neue Worte braucht das Land, ein Hilferuf

Lieber Leser,

heute möchte ich dich bei einem Projekt um Mithilfe bitten, welches schon seit einiger Zeit in meiner Schublade schlummert. In unserer WG wurde bereits vor einiger Zeit ein Begriff erfunden, der nunmehr seinen Siegeszug in den Wortschatz der deutschsprachigen Menschheit antreten soll. Die Rede ist vom

Promologismus

Ein Promologismus ist ein Wort, das entweder durch die Werbung überhaupt erst erzeugt wurde oder aber innerhalb eng umgrenzter Personengruppen zwar bereits existierte, etwa als Fachwort, aber erst durch die Werbung allgemeine Verbreitung fand. Beispiele für bekannte Promologismen:
  • Lochfraß
  • Rasurbrand
  • Glaskorrosion
  • Gilb (wer sich an den nicht mehr erinnert, der lese diesen ZEIT-Artikel)
  • Fleckenzwerge
  • Gefrierbrand
  • Spliss
  • unkaputtbar
Um nun die Schöpfung und Verbreitung neuer Worte nicht völlig der Werbewirtschaft zu überlassen, bitte ich hiermit um intensive Verwendung und Weiterverbreitung - natürlich nicht der Promologismen selbst, sondern des Begriffs für eben diese - insbesondere in Blogs und auf Webseiten. Ziel sollte sein, dass in einigen Monaten/Jahren ein Wikipedia-Artikel zum Begriff erstellt werden kann, ohne dass dieser als Fake empfunden und entfernt wird.

(Zur Wortbildung von "Promologismus" siehe Promo in Promotion im Sinne von Werbung, Verkaufsförderung, abgeleitet vom lateinischen promovere = vorwärts bewegen, außerdem log und ismus, z.B. in Neologismus).

Montag, November 20, 2006

Eine WG-Geschichte

Disclaimer:

Die folgende Geschichte ist selbstverständlich frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit real existierenden WGs und deren Mitbewohnern ist natürlich völlig unbeabsichtigt und wäre schierer Zufall. Wo die erste Person gewählt wurde, geschah dies ausschließlich aus literarischen Gründen. Würde die Geschichte reale Vorgänge schildern, hätten diese so etwa im März 2004 stattgefunden. ;-)

Vorgeschichte:

Wir wohnen hier zu fünft seit eineinhalb Jahren in einer WG. Für den Internetzugang sorgt ein Router mit DSL-Anschluss, den ich u.a. von meinem Büro aus per SSH steuern kann. Eine Bewohnerin - im folgenden B genannt - fährt ab und an gerne mal zu ihren Eltern und nimmt dann auch ihren Rechner mit. Das führt dann gerne mal dazu, dass anschließend Einstellungen vermurkst oder die Treiber der Netzwerkkarte deinstalliert sind. Da mir (Hauptmieter, im folgenden H genannt) der ständige Support irgendwann zu dumm wurde, habe ich jedem Bewohner eine Mail geschickt, die beschreibt, was man bei Problemen mit dem Internetzugang zunächst einmal selbst prüfen könne, bevor man mich bei der Arbeit stört.

Besagte Mitbewohnerin ist übrigens nicht so wahnsinnig motiviert, was Tätigkeiten für die WG angeht. Das verwundert wenig, schließlich benötigt sie recht viel Zeit zum Fernsehen, Telefonieren, Dauersaugen von Filmchen aus dem Netz und Fernsehen. Habe ich Telefonieren schon erwähnt? Und Fernsehen? Nun, demnächst zieht sie eh aus.

Story:

Neulich nachts um ein Uhr. Hauptmieter H wälzt sich seit einer Stunde unruhig im Bett und versucht, einzuschlafen. Erschwert wird dies dadurch, dass B im Nebenzimmer telefoniert. Aber natürlich nicht einfach so, wie das alle Welt tut. Nein, B telefoniert übers Internet. Das klingt harmlos, ist es aber nicht. B hat nämlich kein Headset, sondern benutzt die Lautsprecher ihres Rechner, welche direkt an der Wand zum Zimmer des H aufgestellt sind. B sitzt also an ihrem Schreibtisch und kichert und giggelt munter ins Mikrofon (also in Richtung auf besagte Wand). Am anderen Ende der virtuellen Leitung befindet sich ein männliches Wesen mit ausgesprochen sonorer Stimme, welche in ihrer Wirkung durch die miesen Lautsprecher noch verstärkt wird.

Gegen zwei Uhr wird es H dann zu dumm und er schreitet zur Tat. Runter ins Büro, Rechner an, Einloggen beim Router. Kurzes Spielen mit den Iptables und alle IP-Pakete von bzw. an B verschwinden im Daten-Nirvana. Dreißig Sekunden Warten... Iptables wieder in den Grundzustand. H fühlt sich wie der leibhaftige BOFH. Das Ganze ein paar Mal gemacht, sollte eigentlich den Spaß am Telefonieren gegen Null tendieren lassen. Also Rechner runterfahren und wieder ins Bett. Himmlische Ruhe.

Der nächste Morgen: Kaum hat H noch schlaftrunken sein Zimmer verlassen - die Ereignisse des letzten Abends hat er glücklich verdrängt - stürzt sich B auf ihn und es entspinnt sich folgender Dialog:

B: "H, mein Internet geht nicht mehr!"
H: "Hast Du schon mal Localhost und den Router gepingt?"
B: "Nein, ich habe Google gepingt, geht nicht."
H: "Dann mach doch erst mal fein nacheinander das, was ich Euch gemailt habe. Ping localhost, ping den Router. Vielleicht ist ja nur das Kabel an Deiner Kiste locker."
B: "Meinst Du vielleicht, ich wüsste die IP des Routers auswendig?"
H: "Die steht in der bewussten Mail."
B: "Die habe ich längst gelöscht."
H: *Seufz*
H: "Aber wo wir gerade so nett plaudern: Ich bekomme heute Abend Besuch. Du hast seit knapp 2 Monaten nichts mehr im Haus gemacht... könntest Du Dir vielleicht nachher mal Bad und Gästeklo vornehmen?"
B: "Ich habe keine Zeit! Jedenfalls nicht heute. Heute muss ich..."
H: "Ooooch, das ist ja schade. Na, dann mache ich es halt selbst. Dabei hätte ich mich doch viel lieber darum gekümmert, Deinen Internetzugang wieder ans Laufen zu kriegen."

B wird kreidebleich. Wenige Sekunden später sieht man B mit Eimerchen und Feudel bewaffnet wie eine Kanonenkugel in Richtung Gästeklo schießen. Fein. ;-)

H begibt sich in sein Büro. Vielleicht gibts ja Probleme beim Provider. Hmmm. Geht alles. Mal schauen, ob sich der Rechner von B anpingen lässt... lässt er nicht. Da hat B wohl wieder ihre tolle Personal Firewall an. Na prima. Derlei erleichtert eine Fehlerdiagnose ja ungemein. Eine Aufforderung, den Mist abzuschalten treibt B ein weiteres Mal in den ersten Stock und wieder zurück zum Gästeklo.

Komisch, da geht immer noch nix... etwa wirklich die Kabel? Schließlich hat H am Abend zuvor den Router auf die andere Seite des Abstellraums verräumt, um Platz für ein Regal zu schaffen, bevor er ins Bett ging, wo er dann stundenlang nicht schlafen konnte, weil B...

Und das ist er, der Moment, in dem H schlagartig die Erinnerung an die vergangene Nacht zurückkehrt. Iptables. In welchem Zustand hat er das Spielchen eigentlich beendet? Einloggen beim Router. Eine Anzeige der Filterregeln bringt das Ergebnis, das den werten Leser wohl nicht mehr überraschen wird: B ist geblockt. H grinst vergnügt in sich hinein... sowas aber auch. Also Iptables wieder in den Grundzustand, dann in den ersten Stock und demonstrativ ein wenig an Router und Kabeln rumort. Und als B ein Weilchen später vom Putzen an ihren Rechner zurückkehrt, schallt ein Freudenschrei durchs Haus: "Geiiiiil, es geht wieder".

Ist es nicht schön, wenn man seinen Mitbewohnern so einfach eine kleine Freude bereiten kann?

Gruß,
H.